Interview

Dr. Barbara Siebert

 

Geschäftsführerin, Ingenieurbüro Dr. Siebert

In welchen Themenfeldern sehen Sie im Hinblick auf die additive Glasfertigung am meisten Entwicklungsbedarf?

"Zunächst werden Maschinen und Geräte zur Bewerkstelligung der Verfahren zur additiven Glasfertigung benötigt. Hier hat sich in unseren bisherigen Projekten gezeigt, dass die größten Herausforderungen in der Machbarkeit und in der Verfügbarkeit der Technik liegen. Für eine industrielle Anwendung ist insbesondere ein stabiles und reproduzierbares Verfahren notwendig. Im Zuge der Umsetzung ist vorerst die Maschinenbau-Branche gefragt. Im Anschluss muss die Frage der praktischen Umsetzung hinsichtlich Architektur und Statik angegangen werden."

Welche Vorteile sehen Sie bei der Verwendung von Glas im Vergleich zu anderen Materialien?

"Glas sticht gerade in der Ästhetik heraus und wird in der Architektur gerne immer größer und transparenter entworfen. Stahl sollte im besten Fall nicht mehr zu sehen sein. Bei der Verwendung von Glas im Bauwesen geht es immer um Transparenz, um größere Scheiben und die damit verbundene Ästhetik. Insbesondere die Architekten zeigen sich bei diesem Thema sehr kreativ, aus Sicht der Bauingenieure fehlen jedoch noch häufig die Möglichkeiten zur sicheren Umsetzung."

Welchen Mehrwert kann die additive Fertigung von Glas bieten? 

"Durch Entwicklung von bspw. additiv aufgebrachten Glas-Versteifungsrippen können deutlich größere Formate erreicht werden. Durch das geschickte Aufbringen von punktuellen Andockstellen aus Glas, können nicht transparente Materialien durch Glas ersetzt werden und somit kann insgesamt ein noch höherer Grad an Transparenz erreicht werden. Zur Umsetzung ist die additive Fertigung von Glas gefragt, wir sehen bei einer Weiterentwicklung klare Potentiale für neue Perspektiven und neue Anwendungen. Dem Trend nach ästhetischeren Anwendungen mit größeren Glasscheiben wird künftig nachgegangen, um die Wünsche der Architekten besser erfüllen zu können."